Eine ungeplante Fortsetzung vom vogelfreundlichen Balkon
Im Nachhinein habe ich den Beitrag vom vogelfreundlichen Balkon wohl mindestens eine Woche zu früh geschrieben. Am Nikolaus-Wochenende nahmen die Wildvögel regelrecht meinen Balkon in Besitz. Ich kam aus dem Gucken, Staunen und Schmunzeln nicht mehr raus!
Ob es an dem vielen Wintergrün auf dem Balkon liegt? Seit November gab es am Haus und an der Straße ziemlich viel „zu verschenken“-Wintergrün (Eibe, Tanne, Koniferen), wo ich für den Balkon etliches mitgenommen hatte zum Abdecken der Pflanzen und teils als natürliche Winterdeko.
Einzug der Stieglitze auf meinem Balkon
Waren die Stieglitze in meinem letzten Beitrag noch Zaungäste, flogen sie eine Woche später auf meinem Balkon die Futterstellen und die einzige Sonnenblume an. Sie sind zwar keine täglichen Gäste, doch sie kommen immer mal wieder vorbei. Den Inhalt vom Futtersilo sortieren sie regelrecht aus, bis sie etwas für sich Passendes gefunden haben. Am 6. Dezember habe ich 13 Stieglitze im Spitzahorn neben meinem Balkon gezählt!
Einzug eines gefiederten Sängerknaben auf meinem Balkon
Zum Nikolaus die nächste Überraschung: Eine Amsel kam auf meinen Balkon, verbrachte fast den ganzen Tag da, erkundete jede Ecke, wühlte in den Pflanzkästen und -kübeln nach Futter und fing an, ganz schüchtern zarte Lieder zu zwitschern. Herr Amsel hat mein Herz sofort im Sturm erobert! Und vor allem ist er seitdem täglicher Balkongast. Mal bleibt er nur kurz, mal einige Stunden, aber während dieser Zeit zwitschert er immer die schönsten Lieder. Ob er über Familiengründung auf dem Balkon nachdenkt???
Am liebsten frisst er Nussstücke und gefettete Flocken (zarte Haferflocken mit Speiseöl getränkt). Rosinen verschmäht er komplett.
Und was mich sehr faszinierte: Er ist ziemlich angstfrei. Nach kurzer Zeit probierte ich, langsam die Balkontür zu öffnen, ruhig zu ihm redend und … er blieb! Manche Tage durfte ich mich zu ihm auf den Balkon setzen (auf ein Sitzkissen auf dem Boden), immer mit langsamen vorsichtigen Bewegungen und ruhig mit ihm redend. Er blieb und ging sogar, während ich auf dem Balkon saß, fressen und trinken und zwitscherte weiter seine wunderbaren Ständchen. Gestern konnte ich mich ihm bis auf einen halben Meter nähern und seinen Gesang aufnehmen. Er lies sich nicht stören 😊
Ein weiterer neuer Gast auf meinem Balkon
Schon länger hatte ich einen Vogel stets beim Flüchten gesehen und vermutet, dass es ein Rotkehlchen sein könnte. Tatsächlich konnte ich es dann mal kurz am Futterplatz beobachten, wo ein Schälchen mit gefetteten Flocken steht. Es ist jedoch sehr scheu und flüchtet bei der kleinsten Bewegung. Trotzdem freue ich mich sehr, dass es bis in den 5. Stock kommt 😊

Stammgäste und ein neuer Zaungast
Kohlmeisen, Blaumeisen und Kleiber sind weiterhin tägliche Stammgäste auf meinem Balkon. Auch die Grünfinken konnte ich öfter beobachten. Als neuen Zaungast sichtete ich Mitte Dezember noch einen Kernbeißer in den Linden vor meinem Balkon.
Zu sehen, was sich eigentlich täglich ganztägig auf dem Balkon abspielt und ob es vielleicht noch weitere bislang unbekannte Gäste gibt, wäre sicherlich überaus spannend. Eine Vogelvielfalt wie aktuell habe ich bisher noch nie gesichtet in meinem Wohn-Umfeld.
Neuer Schlafplatz als Alternative zum Regenablaufrohr
Von der Kohlmeise, die regelmäßig im Regenablaufrohr vom Balkondach übernachtete, hatte ich euch schon berichtet. Gemütlich kann das nicht annähernd sein. Also was tun? Da ich noch einen alten Nistkasten rumstehen hatte, schob ich einfach den Blumenkasten vor der Balkonbrüstung ein bissel beiseite und probierte, ob der Nistkasten daneben passte. Er passte! Und zwei, drei Nächte später war er von der Kohlmeise zur Übernachtung bezogen. Im Regenablaufrohr übernachtet seitdem niemand mehr. Auch die beiden anderen Nistkästen auf meinem Balkon werden täglich als Nachtquartier genutzt, ein geschätztes geschütztes Plätzchen zum Rückzug. In der Morgendämmerung schauen die Meisen erst immer kurz mal raus (vielleicht um die Lage und das Wetter draußen zu checken?), ziehen sich wieder zurück und fliegen bissel später dann raus.
Verbesserung des Lebensraum-Umfeldes um das Haus
Eine kleine naturnah bepflanzte und gestaltete Balkonfläche ist ein kleiner Schritt für mehr wilde Natur. Dieses Jahr habe ich noch bissel an der Verbesserung des Haus-Umfeldes gearbeitet. Es begann im Mai mit der Herrichtung eines großteils verwilderten Beetes am Haus, was als Vorgartenbeet so arg verwildert nicht gerade das Nonplusultra war. Ende September kam ein zweites Beet am Haus dazu am hinteren Ende unseres Blocks, um welches sich seit Jahren keiner mehr kümmerte. Beide sind nun naturnah angesät und bepflanzt und ich bin sehr gespannt, was kommendes Jahr aufgeht und blüht.
Ende November kamen noch einige Wildsträucher dazu, an denen ich bereits seit 13. August bei unserer Wohnungsgenossenschaft dran war … Zuletzt meldete ich mich am Telefon schon nur mit „Hier ist die Nervensäge aus der Schützenhofstraße“ … 😉 Leider lief es nicht ganz, wie angedacht. Selbst durfte ich mich nicht um den Kauf der Sträucher kümmern. Also schrieb ich deutsche und botanische Namen auf und gab es weiter. Hat letztlich nicht funktioniert – es waren Exoten dabei. *seufz* Also flugs abends im Dunkeln ab ins Gartencenter mit Straba und Rucksack und den großen blauen IKEA-Taschen, die für solche Transporte einfach Gold wert sind, und zumindest noch zwei Exemplare der gewünschten heimischen Wildform erstanden. Mehr fanden sie im Dunkeln im Gartencenter nicht. So konnte ich Ende November noch einige Sträucher pflanzen 😊 Das ist besser als keine Sträucher. Ob sie letztlich wild und groß wachsen dürfen oder dem jährlichen Rückschnittwahn nach gefühlter Rundschnitt-Kurzschnitt-DIN-Norm zum Opfer fallen, wird sich zeigen.
Dafür gab es auf der anderen Straßenseite kürzlich wieder Kahlschlag für Parkplätze … Das Baum-Wurzelwerk „ordentlich“ abgebaggert, Folie auf die Fläche und alles „schön“ gepflastert … Alternativ hätte man auch mit einer wassergebundenen Fläche gestalten können.
„Vogelvielfalt in der Umgebung macht glücklich“
habe ich gestern zufällig in einem MDR-Wissen-Beitrag zum Thema Artenvielfalt-Forschung gelesen. „Wer das Glück sucht, muss Vögel finden – je mehr, desto besser“. Das kann ich unterschreiben 😊 Die Vogelvielfalt vor und auf meinem Balkon dieses Jahr lässt mein Herz freudig höherschlagen, meine Augen leuchten und mein Gesicht glücklich strahlen!!! (Was mir meine Gegenüber, wenn ich davon erzähle, lachend bestätigen).
Liebe Leser, mögt ihr im neuen Jahr das Glück finden mit Natur auf dem Balkon, im (Vor-)Garten oder vorm Haus, euch zufrieden zurücklehnend von schönen Naturerlebnissen zehren! Kommt alle fröhlich und vor allem gesund ins neue Jahr!!!