Meisennistkästen – beengte Verhältnisse?

Die zweite Kohlmeisenbrut auf meinem Balkon

Erinnert ihr euch, Ende April hatte ich euch bereits von meiner ersten Kohlmeisenbrut auf meinem Balkon erzählt. Im Juni folgte gleich die zweite Brut der Kohlmeisen. Darüber habe ich mich ganz doll gefreut, es ist schließlich nicht selbstverständlich, dass ein Balkon zum Brüten angenommen wird.

Für die zweite Brutrunde der Kohlmeisen hatte ich einen größeren Nistkasten aufgehängt. Den ersten empfand ich im Nachhinein als viel zu klein vom Innenraum. Allerdings mussten sie im neuen Nistkasten auch ein neues Nest bauen:

Wie ihr seht, ist alles wunderbar mit Moos und gaaaaaanz vielen Tierhaaren ausgepolstert.

Den Kasten hatte ich nur geöffnet, weil eine Hornisse regelmäßig reinflog und ich Bedenken hatte, dass Hornissen sich darin ansiedeln könnten.

Wie viel Küken es letztendlich waren, kann ich nicht sagen, dem Piepsen nach schätzungsweise sechs bis sieben. Auf dem Beitragsfoto seht ihr den größten und lautesten Schnatterschnabel dieser zweiten Brut einen Tag vorm Ausfliegen. Die Nestlinge flogen ein, zwei Tage vorm endgültigen Ausfliegen bereits ständig das Loch an und schauten sich sozusagen schon mal die Welt draußen an, soweit ich es beobachten konnte. Nicht zuletzt trainiert dies auch die Flugmuskeln.

Größe des Nistkasten-Brutraums

Nachdem es auch bei der zweiten Brut wieder drei tote Nestlinge gab, einer komplett befiedert, zwei fast vollständig befiedert (die letzten Hülsen noch auf den Federn), kam für mich die Frage auf: ist der Brutraum für so viele Nestlinge eigentlich groß genug? Meine Gedanken gingen in die Richtung, dass mindestens sechs Eier gelegt werden, die Elternvögel teilweise zu zweit im Nistkasten waren, die Nestlinge wachsen, sich bewegen, ihre Flugmuskeln trainieren. Wird es da nicht viel zu früh zu eng im Nest? Treten sich die Meisennestlinge bei beengten Verhältnissen nicht schlichtweg tot?

Für mich habe ich anschließend mal abstrakt die Innenraumgrößen meiner drei Nistkästen 1:1 aufgezeichnet und im zweiten Schritt acht sozusagen ausgewachsene Nestlinge „reingesetzt“ (letztere vielleicht bissel zu groß, jedoch unter dem Aspekt gedacht, dass sie sich rege bewegen vorm Ausflug).

Sicherlich haben vor allem bei der zweiten Brut noch Faktoren wie die Hitzewellen im Juni und Nahrungsmangel zu dieser Zeit eine Rolle gespielt.

Empfehlungen für Brutraumgrößen

Der LBV (Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.) gibt als Richtlinie für die Innenmaße von Meisennistkästen mindestens 12 x 12 cm, besser 14 x 14 cm an. Sind die Nistkästen zu klein, wird es viel zu früh zu eng im Nest. Persönlich finde ich nach meinen Balkonbeobachtungen mindestens 14 x 14 cm Grundfläche realistischer.

Quellen:

LBV-Broschüre „Das 1 x 1 der Vogel-Nistkästen“, hier Tabelle 1 auf Seite 26

BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein, hier LBV-Tabelle „Nistkastenmaße für verschiedene Vogelarten“

Wo kann ich Meisen-Nistkästen mit den richtigen Innenmaßen kaufen?

Einige Zeit habe ich das Internet durchforstet nach Nistkästen aus Holz mit größerem Brutraum. Auf zwei Bezugsquellen bin ich bislang gestoßen:

Oberlandwerkstätten für Menschen mit Behinderungen
in Gaißach (www.o-l-w.de)

Hier habe ich nachgefragt: Die beiden angebotenen Nistkästen haben ein Innenraummaß von 13,5 x 15 cm und 26 cm in der Höhe. Die Besonderheit dieser Nistkästen ist, dass sie zwei Einfluglöcher haben. Die Nistkästen wurden in Abstimmung mit dem LBV erarbeitet und gebaut. Ein Spechtschutz ist derzeit noch in Arbeit und ich warte auf Antwort, wann dieser verfügbar ist.

BUND Lemgo

Der BUND Lemgo hat einen langgebauten Nistkasten entwickelt (12 x 20 cm Grundfläche). Ich finde, dies ist ein interessanter nachvollziehbarer Ansatz, dass zum einen die Jungvögel im hinteren Teil mehr Schutz vor natürlichen Feinden haben, die Elternvögel von vorn mehr Platz zum Füttern und sich vor allem die Jungvögel bei diesem Raumangebot nicht tottreten. Einziger Nachteil ist wohl, dass die Eltern eine ziemlich große Fläche mit Nistmaterial auspolstern müssen.

Beide Nistkästen stehen nun zum Austesten auf meinem Plan für 2020.

Bestimmt gibt es noch mehr Bezugsquellen für Nistkästen mit passendem Brutraum. Kennt ihr weitere Anbieter? Dann schickt sie mir gerne.

Eine andere Alternative ist natürlich, die Meisen-Nistkästen selbst zu bauen.

Fazit Nistkästen für Meisen:

Der Herbst ist eine gute Zeit, Nistkästen anzubringen. Bei den Meisen auf meinem Balkon konnte ich letztes Jahr beobachten, dass die im Herbst neu angebrachten Nistkästen oft und gern als Schlafplatz genutzt wurden.

Mein Tipp:

Wollt ihr einen Meisen-Nistkasten im Geschäft vor Ort kaufen, messt einfach vorher die innere Grundfläche mal nach. Diese sollte bei mindestens 14 x 14 cm liegen. Habt ihr online einen Nistkasten im Auge, den ihr bestellen wollt, fragt einfach vorab per Mail an nach den Innenraummaßen. Leider werden in den Online-Shops – soweit ich mal durchgeschaut habe – lediglich die Außenmaße angegeben, die sind meiner Ansicht nach nicht immer hilfreich.

Und meine alten Nistkästen? Vielleicht kann ich diese zu Wildbienennisthilfen umfunktionieren. Genug Raum für Niströhren aus Pappe oder Bambus haben sie, gell.

Buchtipps zum Thema

Nicht zuletzt ist alles ein ökologischer Kreislauf: Vögel brauchen wieder mehr natürlichen Lebensraum mit naturnahen Anpflanzungen, die nicht nur Platz zum Nisten bieten, sondern auch Nahrungsgrundlage (z. B. Samenstände, Beeren, Raupen, Insekten). Daher habe ich in meinen Buchtipps einige Bücher zu verschiedenen Themen zusammengestellt, die ich persönlich als hilfreich zur Wissenserweiterung empfinde.

Schreibe einen Kommentar