Mein Klimabeet bei Pflanze KlimaKultur!

Bürgerwissenschaftsprojekt Pflanze KlimaKultur!

Im März 2022 kam über den Mailverteiler vom Runden Tisch Klima und Umwelt Jena die Info, dass zeitnah noch Teilnehmer für das Mitmach-Projekt Pflanze KlimaKultur! gesucht werden. Erst mal schnell Herrn Goggel befragen, was das überhaupt ist. Gesucht wurden Mitstreiter, die im Garten oder im öffentlichen Raum ein ca. 2 qm großes Beet anlegen, mit vorgegebenen heimischen Pflanzen nach einem Plan bepflanzen und Zeit und Lust zum wöchentlichen Beobachten der vegetativen und generativen Stadien haben über zunächst zwei Jahre.

Projektziele Pflanze KlimaKultur!

Das Projekt läuft mit Klimabeeten in Berlin, Halle, Leipzig und Jena. Beobachtet und erforscht werden soll der Einfluss des Klimawandels auf die saisonalen Entwicklungsstadien (Phänologie) der ausgewählten krautigen Pflanzen, da Pflanzen besonders sensible Indikatoren für Klimaveränderungen sind. Weiterhin soll über Bürgerdialoge bewusstes Natur- und Klimaerleben ermöglicht sowie das Verständnis für die natürlichen Prozesse der Vegetationsentwicklung verbessert werden.

Jede Blühte zählt

Ich brauchte nicht lange überlegen, das war was für mich. Zum einen wären es wieder 2 qm heimische Pflanzen mehr am Block, also eine neue kleine Insektenoase, zum anderen ein Projekt zur Wissenserweiterung.

Möglicher Platz für das Klimabeet vom Projekt Pflanze KlimaKultur!

Am hinteren Ende unseres Wohnblocks ist noch ein Wiesenstück, am Fußweg auch öffentlich gelegen. Also gleich eine Mail an unsere Wohnungsgenossenschaft geschrieben, ob da so ein Beet okay wäre im Sinne der Wissenschaft. Das Okay kam auch schnell.

Vorbereitung des Klimabeetes

Nun saß mir die Zeit im Nacken … Am 14.03. kam die Mail über den RTKU-Verteiler, am 20.03. sollte schon Infoveranstaltung inkl. Pflanzenausgabe im Botanischen Garten in Jena sein. *schwitz* Also Freitag in die Hände gespuckt und los gings: Zunächst die Beetfläche abmessen, auf die Schnelle einfach mit rumliegenden Ästen abstecken und dann Grasnarbe abgraben und abtragen. Anschließend habe ich noch bissel Kalkschotter eingearbeitet und aufgetragen, den mir meine Wohnungsgenossenschaft dankbarerweise brachte. Am Samstag war es geschafft.

Solche körperlichen Hauruckaktionen war ich nach der Winterzeit und als sonst Schreibtischarbeiterin nicht mehr gewohnt, „Sauerstoffvergiftung“ nach zwei Tagen Frischluftaktivität gabs gratis dazu, was einen seligen tiefen Schlaf und ordentlichen Muskelkater beförderte.

Was fehlte, war eine Beeteinfassung. Für den hinteren Bereich am Zaun hatte ich ein paar Natursteine auf Lager. Doch für die drei anderen Seiten war ich aufgrund der Kürze der Zeit noch ratlos. Also die Woche drauf meine Arbeitskollegen befragt, und siehe da, mein Kollege Volki hatte noch Ziegelsteine übrig und einen kleinen Hawazuzie, den die Familie nicht mehr nutzte. Den gab es gratis dazu! Letzterer war und ist ein Segen für kleine Transporte am Block entlang. Zuvor hatte ich mir schon einen von einem lieben älteren Ehepaar in meinem Hauseingang leihen können.

Pflanzen fürs Klimabeet

Für die Klimabeete des Projekts in Berlin, Halle, Leipzig und Jena sind einheitlich 11 Pflanzen vorgegeben, ebenso ein Pflanzplan, schließlich hat das Ganze einen wissenschaftlichen Charakter:

  • Malva sylvestris (Wilde Malve)
  • Clematis recta (Aufrechte Waldrebe) – bekamen wir erst im Herbst als Pflanze
  • Saponaria officinalis (Gewöhnliches Seifenkraut)
  • Althaea officinalis (Echter Eibisch)
  • Securigera varia (Bunte Kronwicke) – bekamen wir erst im Herbst als Pflanze
  • Filipendula vulgaris (Kleines Mädesüß)
  • Salvia nemorosa (Steppen-Salbei)
  • Eranthis hyemalis (Winterling)
  • Solidago virgaurea (Gewöhnliche Goldrute)
  • Scabiosa canescens (Duft-Skabiose)
  • Tulipa sylvestris (Wilde Tulpe)

… von der Scabiosa canescens habe ich vergessen ein Foto zu machen.

Bunte Kronwicke bekamen wir im März 2022 als Saatgut, doch ging dies bei niemandem oder kaum jemand auf. So gab es die Bunte Kronwicke und auch die Aufrechte Waldrebe als Pflanze erst im Herbst 2022 zur Vervollständigung des Beetes.

Allgemein waren die Pflanzen zum Zeitpunkt der Ausgabe im März noch recht klein und hatten teils kaum Wurzelballen ausgebildet. So goss ich wöchentlich, sofern es keinen Regen gab, um das Anwachsen zu unterstützen. Mit Erfolg. Trotz Hitzesommer und Trockenheit ging keine der Pflanzen ein. Nur die Aufrechte Waldrebe, die wir erst im Herbst und mit ordentlichem Mehltaubefall bekamen, schwächelte. Ich war mir im November/Dezember nicht sicher, ob sie in Winterruhe ging oder abgestorben ist. Im Frühjahr wird sich zeigen, ob sie wieder austreibt oder tatsächlich tot ist.

Die Wilde Malve entpuppte sich mit den ersten Blüten als Mauretanische Malve (Malva sylvestris ssp. mauritiana). Das war vom Projekt, die die Pflanzen von Gärtnereien bezogen hatten, nicht gewollt. So wurde diese im Herbst gegen Malva sylvestris ausgetauscht.

Weiterhin kam ins Beet noch ein Klimadatenlogger zur Aufzeichnung von Temperatur und Bodenfeuchte, dessen Daten von Projektmitarbeitern immer mal ausgelesen werden.

Das Klimabeet ist angelegt mit Bepflanzung nach Pflanzplan und Klimadatenlogger. Es fehlt noch die Beeteinfassung auf drei Seiten.

Beobachtungen im Klimabeet

Zum Monitoring gehören der erste Austrieb nach der (Winter)Ruhe, was zum Projektstart aufgrund Neuanpflanzung entfiel, die Blattentfaltung und die Seneszenz als vegetative Stadien, die den jährlichen Anfang und das Ende der Vegetationsperiode aufzeigen. Weiterhin als generative Stadien die Blüte und Fruchtreife, die für den Fortpflanzungserfolg stehen. Hierfür gab es zum Projektstart neben einer Einweisung im Botanischen Garten einen Projektordner mit guten, auch bebilderten, Anleitungen für die Beobachtungen.

Flyer zum Projekt und Projektordner mit Anleitungen für Beobachtungen im Klimabeet (Quelle: www.pflanzeklimakultur.de)
Quelle Flyer und Projektordner: www.pflanzeklimakultur.de

Für die App Flora Incognita wurde zur Erfassung der Beobachtungen extra eine Zusatzfunktion Pflanze KlimaKultur! entwickelt. Um diese zu aktivieren, braucht es einen Code. Hier konnten dann direkt Fotos vom Monitoring hochgeladen und die Beobachtungsstände eingegeben werden. Nach einem großen App-Update ist die Zusatzfunktion jedoch nur noch umständlich nutzbar. So stieg ich auf die Erfassung über PC ohne Fotos um. Das geht deutlich einfacher und schneller. An einer wieder vereinfachten Nutzung der Zusatzfunktion wird im Hintergrund noch gearbeitet.

Mein Fazit für das erste Jahr des Klimabeetes

Im ersten Jahr blühten zunächst Winterling, Wilde Tulpe, Echter Eibisch und Steppen-Salbei. Steppen-Salbei entwickelte sich schnell zu voller Pracht mit langer Blühzeit. Er kommt scheinbar bestens mit den Klimaveränderungen und auch Hitzeperioden zurecht. Und wie im Dezember schon in Berlin beobachtet, war auch auf meinem Klimabeet der erste Austrieb der Wilden Tulpe Ende Dezember nach der Schneeperiode sichtbar.

Infos und Links zum Projekt Pflanze KlimaKultur! und zum Thema Phänologie

Website des Projekts: www.pflanzeklimakultur.de mit virtueller Klimabeet-Tour

Öffentlich zugänglich für Interessierte sind die Modellbeete in den jeweiligen Botanischen Gärten in Berlin, Halle, Leipzig und Jena und noch einige weitere Klimabeete (hier können die Projektmitarbeiter Auskunft geben).

Übergeordnetes Projekt ist das internationale Phänologienetzwerk PhenObs.

Wikipedia: Phänologie

Beitrag von National Geographic: “Phänologie: Was Pflanzen uns über die Jahreszeiten verraten” (veröffentlicht am 18.02.2022)

Liebe Leser, kommt alle fröhlich und gesund ins neue Jahr! Lasst es blühen 2023!

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