Ein Blick hinter die Kulissen bei den Wildbienen

Seit einem Jahr lebe ich bereits mit den Wildbienen auf meinem Balkon. Ihnen zuzuschauen, wie sie ihre Nester in den Nisthilfen bauen, ständig Pollen anfliegen und mit welch unterschiedlichen Materialien die Nester verschlossen werden, ist absolut spannend und machte neugierig auf mehr. So schenkte ich mir selbst zu Ostern eine Beobachtungsnisthilfe „Spion XL“ vom Wildbienenschreiner. Ich bin total begeistert davon, sie ist erstklassig gearbeitet wie ein kleines Luxus-Möbelstück. Um Einblick in die Nistgänge zu erhalten, liegt jeweils nur über einer Seite des Nistganges die Kunstglasplatte, der restliche Teil der Nistgänge ist aus atmungsaktivem Hartholz. Durch diese Bauweise soll Pilzbefall oder Befall durch andere Parasiten und dessen Ausbreitung möglichst vermieden werden.

Ostern aufgestellt, begann eine Mauerbiene gleich mit dem Bau ihrer Brutzellen. Vier waren bereits vollendet, die fünfte in Arbeit und die Wildbiene übernachtete wohl nach getaner Arbeit im Nistgang, als das Wetter nicht so doll war. (siehe Beitragsbild oben)

Acht Brutzellen wurden insgesamt angelegt. Aus den auf den Pollen abgelegten Eiern schlüpfen nach drei Tagen die Larven. Die vorderste Zelle bleibt leer, sie soll den Bienennachwuchs vor (Fress-)Feinden wie beispielsweise Meisen schützen. Der Nistgang ist inzwischen von außen verschlossen.

Die Wildbienennisthilfen auf meinem kleinen Balkon dienen aufgrund der geringen nutzbaren Fläche weniger dem Artenschutz und können natürliche Lebensräume in ihrer Gänze nicht ersetzen. Sie bieten vielmehr in Verbindung mit dem Pollen- und Nektarangebot der naturnahen Balkonbepflanzung eine wunderbare Beobachtungsmöglichkeit, um das Leben einiger Wildbienenarten und anderer Insekten besser kennenzulernen, Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur zu entwickeln und sie nicht als Bedrohung oder gar Feind zu empfinden.

Seit dem Schlupf der Wildbienen dieses Jahr hörte ich vielfach im Haus, bei Arbeitskollegen oder während Ausflügen „Och, die ollen Wespen fliegen schon wieder. Ich habe Angst, dass sie mich stechen.“ und ähnliche Sätze. Bei einem Blick auf die vermeintliche Wespe oder das geschossene Handyfoto war klar, es sind die Mauerbienen, die derzeit überall fliegen. Noch vor zwei Jahren hätte ich es selber nicht gewusst, habe ich doch solchen Dingen um mich rum kaum Beachtung geschenkt.

Da Wildbienen als Solitärbienen kein Volk verteidigen müssen, würden sie bei Angriff ihr eigenes Leben riskieren und das ihrer Brut, von daher suchen sie lieber das Weite. Zudem ist der Stachel bei den meisten Weibchen nicht kräftig genug, um überhaupt die Haut des Menschen zu durchdringen.

Pollensammeln an dem Färberwaid, die seit Ostern auf meinem Balkon blüht.

Ich durfte die Wildbienen bereits seit einem Jahr hautnah sowohl an den Nistgängen als auch an den Blüten auf dem Balkon beobachten. Und sollte ich ihnen beim Blumengießen mal im Weg stehen, fliegen sie in aller Ruhe einfach um mich rum oder mal kurz unterm Arm durch. Sie sind sehr liebenswerte und friedliche Mitbewohner auf meinem Balkon.

Nur ein kleiner Teil der Wildbienenarten nutzt Hohlräume zwischen 2 und 10 mm Durchmesser zum Nisten, als Ersatzlebensraum oft auch in Fensterrahmen und im Putz von Hauswänden. Lebensräume anderer Wildbienenarten sind markhaltige Pflanzenstängel, das Erdreich, Steilwände und Totholz.

Hier besucht eine Steinhummel einen Nistgang der Wildbienennisthilfen. Im Nistgang darunter sitzt eine Wildbiene.
Es schaut nach Steinhummelbesuch an einer der Nisthilfen aus.

Mögt ihr mehr über Wildbienen, ihr Leben und ihren Lebensraum lesen? Folgende informativen Websites kann ich euch empfehlen:

www.wildbienen.info (Website von Dr. Paul Westrich)

www.wildbienen.de (Website von Hans-Jürgen Martin)

www.wildbiene.com (Website von Volker Fockenberg)

Buchempfehlungen zum Thema Wildbienen, Insekten, Lebensräume, geeignete Nisthilfen findet ihr hier unter “Buchtipps”.

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